XING Job-Happiness-Studie: Wie zufrieden sind Arbeitnehmende?

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Gute Nachrichten zum Jahreswechsel, so scheint es auf den ersten Blick. Deutsche Erwerbstätige blicken zuversichtlich in ihre berufliche Zukunft. Mehr als zwei Drittel der Befragten macht sich keine Sorgen. Insbesondere ab 56 Jahren aufwärts ist die Zuversicht besonders ausgeprägt.
Das zeigt die Job-Happiness-Studie, für die forsa im Auftrag von XING insgesamt 3.042 erwerbstätige Personen befragte. (Kleiner Wermutstropfen: Leider differenzieren die uns vorliegenden Daten an dieser Stelle nur nach dem Alter. Einschätzungen abhängig von der Branche oder nach Berufsfeldern wären ebenfalls spannend und aufschlussreich.)
Hohe Zufriedenheit der Arbeitnehmenden
Erfreulich positiv sind zudem die Zahlen zur Zufriedenheit im Job. Nach eigenen Aussagen sind dies 73 % der Befragten. Nur 13 % sind in ihrer aktuellen Anstellung unzufrieden. 14 % haben keinerlei Tendenz. Interessante Ergebnisse – vor allem in Anbetracht diverser Studien und Befragungen von Anfang 2022, die immer wieder auf Unzufriedenheit und einen verstärkten Wechselwunsch hinwiesen.
Natürlich könnte man nun Rückschlüsse ziehen: Wer gute berufliche Aussichten hat, mag auch zufriedener im Job sein. Das wäre allerdings recht einfach gedacht.
Zufriedenheit ist von vielen, unterschiedlichen Faktoren abhängig. Diese sind wiederum je nach Person von unterschiedlich hoher Relevanz. Ausschlaggebend können Faktoren sein wie
- die erfahrene Wertschätzung und Anerkennung
- die Möglichkeiten zur Mitsprache und Mitgestaltung
- das Vorgesetztenverhalten
- die Kommunikation
- das Miteinander unter Kolleg*innen
- die Feedback- und Fehlerkultur
- die Entwicklungsmöglichkeiten
- die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben
- der Umgang mit (Mehr-)Belastung und Stress
Die Unternehmenskultur entscheidet also maßgeblich, ob Mitarbeitende in ihrem Job mehr oder weniger zufrieden sind. Je mehr die Unternehmenskultur zu den Vorstellungen und Präferenzen eines Arbeitnehmenden passt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für die Zufriedenheit im Job.
Erwerbstätige sind sich ihres Marktwertes bewusst
Die Job-Happiness-Studie offenbart zudem, dass fast neun von zehn Befragten der Ansicht sind, dank ihrer Skills für Arbeitgeber attraktiv zu sein. Das starke Selbstbewusstsein der Arbeitnehmenden ist wenig erstaunlich. Die Situation am Arbeitsmarkt und der (zunehmende) Mangel an Arbeitskräften in diversen Branchen und Berufsgruppen ist kein Geheimnis.
Trotz anhaltend wirtschaftlicher Unsicherheiten wird das Rekordniveau der Arbeitskräftenachfrage Ende 2022 auch im neuen Jahr voraussichtlich nicht drastisch rückläufig sein. Viele Erwerbstätige sind sich ihrer Position bewusst: Sie sind gefragt. Damit entscheiden sie mit, ob und wie gut eine Stelle besetzt ist oder besetzt werden kann.
Arbeitgeber sollten nicht zu spät handeln
Der Zuversicht und Zufriedenheit der Befragten stehen aber auch diese Zahlen gegenüber:
- 35 % der Beschäftigten arbeiten länger, um im eigenen Unternehmen fehlende Kolleg*innen zu kompensieren.
- 31 % der Umfrageteilnehmenden geben an, sich derzeit überlastet oder gestresst zu fühlen.
- 11 % machen Überstunden, ohne einen finanziellen oder Freizeit-Ausgleich zu erhalten.
Überlastung, Stress oder fehlende Ausgleichsmöglichkeiten können Zuversicht und Zufriedenheit schnell schwinden lassen. Steuern Arbeitgeber hier nicht gezielt gegen, werden sich die Arbeitnehmenden eher früher als später mit einem Jobwechsel beschäftigen.
Zum einen gelingt dies durch ein effektives Recruiting, um neue Kolleg*innen zu gewinnen und somit bestehende Mitarbeitende peu à peu zu entlasten. Gute Stellenanzeigen haben dabei noch lange nicht ausgedient. Parallel sollten jedoch weitere Maßnahmen, z. B. Programmatic Job Advertising, angedacht werden. Vor allem um jene qualifizierten Kandidat*innen zu erreichen und zu aktivieren, die noch nicht von sich aus auf Jobsuche sind.
Zum anderen muss dem Thema Mitarbeiterbindung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Mitarbeitende, die sich in ihrem Arbeitsumfeld wohl und wertgeschätzt fühlen, sind eher bereit, mit ihrer Leistung Arbeitgeber auch in herausfordernden Zeiten zu unterstützen. Hier reden wir von einem andauernden Prozess.
Arbeitgeber müssen erkennen, wie wichtig die kontinuierliche Investition in die Mitarbeiterbindung und Mitarbeiterzufriedenheit ist. Es ist die Investition, um als Unternehmen auf Dauer leistungs- und wettbewerbsfähig bleiben zu können. Denn allein die Zuversicht für die Zukunft bringt nichts. Dies gelingt nur mit einer guten Strategie.
Titelbild: Unsplash/© ThisisEngineering RAEng
Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in einzelnen Fällen auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.
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