Der Arbeitgeber als Perfect Match: Was das Recruiting vom Dating lernen kann

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Die Partnersuche, Personal- sowie Jobsuche haben verblüffend viel gemeinsam. Klingt das absurd in Ihren Ohren? Dann beweisen wir Ihnen heute gerne das Gegenteil.
Es muss einfach sein und mobil funktionieren
Kennen Sie Tinder? Vielleicht nicht als Nutzende, aber ganz gewiss vom Hörensagen. Tinder gehört weltweit zu den beliebtesten Apps, um Menschen kennenzulernen. Dabei folgt die Anwendung einem konsequenten Ansatz: Menschen möchten heute möglichst alles mobil und unkompliziert erledigen können. Das gilt fürs Dating genauso wie für die Jobsuche und das Bewerben.
Deswegen findet das Kennenlernen via Tinder auf denkbar einfache Weise statt: Der Swipe (das Wischen auf dem Smartphone-Display) nach rechts zeigt, der Partnervorschlag sagt mir zu. Ich möchte mein Gegenüber kontaktieren. Stimmen beide Seiten zu, können sie miteinander chatten und sich kennenlernen. Mit dem Swipe nach links geht die Suche direkt weiter. Das ist Dating per Smartphone: intuitiv und spielend leicht.
Das Swipe-Prinzip machte schnell Schule, und zwar über den Dating-Kosmos hinaus. Die App Truffls bedient sich für die Jobsuche genau dieser Funktionsweise. Per Swipe nach links stöbern Nutzende durch Stellenausschreibungen. Sagt ihnen ein Jobangebot zu und es soll zum Kontakt kommen soll, swipen sie nach rechts. In diesem Fall erhalten Unternehmen das anonyme Kurzprofil und entscheiden, ob sie ebenfalls Interesse haben. Ist es ein Match, bekommen Jobsuchende automatisch eine Nachricht und die Bewerbung kann starten.
Sie sehen, die Partner- und Kandidatenauswahl ist einander gar nicht so unähnlich. In vielen Fällen kann sich die Personalgewinnung vom Dating so einiges abschauen. Zum Beispiel auch das hier:
Es hilft nicht, einfach alle anzusprechen
Wie sollte er oder sie denn sein? Bei der Partnerwahl gehört diese Frage zum Standard. Gibt es Gemeinsamkeiten, Charaktereigenschaften, Wertvorstellungen oder Zukunftswünsche, die favorisiert werden? Einige von Ihnen haben bestimmt schon ein klares Bild vor Augen 😉
Gibt es das ebenso im Recruiting? Macht es Sinn, den Traumkandidaten oder die Traumkandidatin zu suchen? Ja, durchaus. In gewisser Weise machen Sie das schon längst. Durch eine klar definierte Stellenbeschreibung werden bereits wichtige Voraussetzungen formuliert, z. B. zur Ausbildung, Berufserfahrung oder zu fachlichen Skills.
On top ist es hilfreich, das Bewerberprofil, eine sog. Candidate Persona, weiter zu schärfen. Welche Fähigkeiten, Kenntnisse und Eigenschaften können überdies für die Position entscheidend sein? Wie kann ich Kandidat*innen am besten erreichen, das heißt: Wie kommunizieren sie am liebsten? Wo und wie informieren sie sich? Je präziser die Vorstellungen sind, desto individueller, persönlicher und erfolgreicher wird Ihre Ansprache sein.
Doch genau wie bei der Partnerwahl gilt: Wer sich zu sehr auf das Idealbild fokussiert, schließt potenzielle Kandidat*innen aus. Die Candidate Persona ist und bleibt ein fiktiver Charakter. Es geht darum, Talente zu finden, die eine gewisse Übereinstimmung haben oder in die Richtung der Wunschkandidat*innen entwickelt werden können. Um Personen, die Sie mithilfe der Candidate Persona aufgespürt und besser verstehen gelernt haben.
Ob es letztlich harmoniert, müssen beide Seiten für sich entscheiden. Wie beim Dating sollte es auf möglichst vielen Ebenen matchen, damit der Funke zündet. Eine rein fachliche Passung ist bei der Personalsuche heute längst nicht mehr ausreichend. Mindestens genauso entscheidend ist die kulturelle Passung (Stichwort: Cultural Fit). Stimmt das Mindset in vielen Punkten überein, lässt sich eine gemeinsame Zukunft eher in Betracht ziehen.
Ehrlich währt am längsten
Eine uralte Redewendung, die sowohl bei der Partnersuche wie auch für die Personalsuche ausnahmslos gilt. Niemand möchte im Nachhinein erleben, sich im Gegenüber getäuscht zu haben oder schlimmer noch: Falschen Versprechungen auf den Leim gegangen zu sein.
Natürlich möchte sich jede*r sowohl im Recruiting-Prozess als auch beim Dating vorteilhaft präsentieren und das Gegenüber begeistern. Doch was passiert, wenn die attraktive Unternehmensbeschreibung, die dargestellten Leistungen und die versprochenen Benefits sich zu einem späteren Zeitpunkt für einen neuen Mitarbeitenden als Mogelpackung offenbaren? Ganz einfach: Dann ist es schneller zu Ende, als es begonnen hat. Mit Schönfärberei ist niemandem geholfen. Authentizität ist das A und O. Auch Arbeitgeber dürfen dazu stehen, nicht perfekt zu sein.
Verkupplungsversuch ausdrücklich erwünscht
Im Privaten teilen sich hier die Meinungen ganz gewiss . Für die einen ist der Versuch, verkuppelt zu werden, ein Graus. Andere sind für etwas Starthilfe dankbar. Im Recruiting ist es gar nicht so unüblich, sich auf diese Weise anzunähern. Arbeitgeber lassen sich gerne verkuppeln 😊 Nicht umsonst setzen Unternehmen auf Mitarbeiterempfehlungsprogramme. Sie zählen mit zu den erfolgreichsten Recruiting-Instrumenten.
Der Vorteil: Mitarbeitende verfügen durch die berufliche Ausbildung, das Studium oder vorherige Arbeitsstätten über ein gutes Netzwerk potenzieller Kandidat*innen. Wenn sie einen Job und einen Arbeitgeber empfehlen, wissen sie ganz genau, worüber sie sprechen. (Ebenfalls, wenn sie von einem Arbeitgeber abraten.)
Großer Pluspunkt ist dabei, dass die Kommunikation unter Bekannten und Freund*innen von einer deutlich größeren Vertraut- und Offenheit profitiert, die sich Recruiter*innen in Gesprächen mit potenziellen Kandidat*innen erst erarbeiten müssen.
Lass niemanden zu lange zappeln
Wie hieß es früher noch so gerne: Willst du gelten, mach dich selten. Das mag zu seiner Zeit einen gewissen Charme gehabt und die Sehnsucht nach der oder dem Liebsten angefacht haben. Wer diese Taktik fürs Recruiting wählt, ist von Anfang an verloren. Wer die besten Kandidat*innen für sich gewinnen möchte, muss auf Zack sein.
Natürlich nimmt es Zeit in Anspruch, Bewerbungen zu sichten, zu vergleichen und mit den Fachbereichen abzustimmen. Versuchen Sie dennoch, den Prozess möglichst straff zu halten und schneller Entscheidungen herbeiführen zu können. Smarte Bewerbermanagementlösungen unterstützen dabei sehr gut.
Verdeutlichen Sie zudem allen Prozessbeteiligten, warum zeitnahe Entscheidungen notwendig sind. Sie kennen die Antwort aus Ihrem Recruiting-Alltag: Wer gute Kandidat*innen zu lange warten lässt, riskiert, sie an andere Arbeitgeber zu verlieren. Es mag Situationen geben, die dazu führen, etwas mehr Geduld in Anspruch nehmen zu müssen. Bleiben Sie in den Fällen Bewerbenden gegenüber transparent: Wie ist der Status quo? Warum dauert es derzeit etwas länger? Das erhöht Ihre Chance, keinen Korb zu bekommen.
Zusammen etwas aufbauen wollen
Zugegeben: Nicht jedes Date lädt dazu ein, gemeinsam die Zukunft planen zu wollen. Das verhält sich bei gewissen Vorstellungsgesprächen allerdings ähnlich 😉 Wenn es hingegen matcht, wird eine gemeinsame Perspektive schnell Thema: Wo kann die gemeinsame Reise hingehen? Inwiefern stimmen gesteckte Ziele und Wünsche überein? Welche Entwicklungen braucht es, um gemeinsam auf diese Wünsche hinzuarbeiten?
Nicht grundlos hat das Thema Purpose in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Sinnorientierung und Sinnstiftung fördern die Identifikation in einer Gemeinschaft. Der Purpose wird zur gemeinschaftlichen Aufgabe/zur gemeinsamen Zielrichtung und wirkt sich damit unmittelbar auf die Motivation, das Engagement und die Produktivität der Mitarbeitenden aus.
Sich anzustrengen, lohnt sich
Recruiting und Dating haben auffällig viele Gemeinsamkeiten. Und es lassen sich garantiert noch viele weitere Parallelen ziehen. Fallen Ihnen direkt weitere ein? Dann hinterlassen Sie uns doch einen Kommentar 😊
Unschwer zu erkennen ist, dass es sich immer wieder um folgende Punkte dreht, die sich positiv auf das Recruiting auswirken und im Dating ebenfalls eine große Rolle spielen:
- eine gute Kommunikation
- Wertschätzung für das Gegenüber
- Authentizität (auch wenn nicht alles makellos ist)
- eine große Portion Empathie
- Vertrauen in die eigenen Stärken
Nicht zu vergessen: Ein klarer Fokus gehört genauso dazu wie etwas Durchhaltevermögen. Ja, es ist mit Anstrengung verbunden, passende Kandidat*innen für eine Position zu finden. Aber es lohnt sich. Denn ist das Perfect Match erst mal gefunden, kann daraus etwas Großartiges entstehen. Ganz wie beim Dating.
Titelbild: Unsplash: © Kelly Sikkema
Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in einzelnen Fällen auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.
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