Texte in Stellenanzeigen: Wirb, statt Werbung zu machen
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Tina fragte mich, ob ich Lust hätte, was zum Thema „Stellenanzeige“ zu schreiben. Natürlich habe ich ja gesagt. Denn die Stellenanzeige ist weiterhin ein wunderbares Mittel zur Personalgewinnung und Personalwerbung.
Zwar wird die Stellenanzeige alle Jahre wieder totgesagt … jedoch sollten wir immer den Blick aus Bewerber*innen-Sicht einnehmen. Und dabei zeigt sich: Pustekuchen, von wegen hinfällig oder „die Stellenanzeige hat ausgedient“. Stellenanzeigen sind und bleiben weiterhin der Dreh- und Angelpunkt, über den Bewerber*innen den Weg zu dir suchen.
Dabei ist es in erster Linie egal, wo sie die Stellenausschreibung finden: Jobbörse, Karriere-Website, über Plakate im Bus, an der Ampel, im Vorbeilaufen am POS oder was es sonst noch so alles gibt. Das Ding „Stellenanzeige“ funktioniert, weil man früh gelernt hat, was es ist. Und die Form ändert sich (fast) auch nie.
Was ist eine Stellenanzeige?
Das ist einfach: Stellenanzeigen sind schlichtweg die Info, dass du eine offene Position besetzen willst und dich an die Leute da draußen wendest. Du tust es kund, bist so etwas wie ein Herold auf dem Marktplatz. „Hört, hört“. Aber wer hört dir heute zu?
- Die, die sich dafür interessieren, was du zu sagen hast. Die, die wechseln wollen. Das können mal mehr, mal weniger sein.
- Dir hören auch die zu, die vorbeischlendern. Die, die vielleicht aufmerksam werden.
- Auf jeden Fall dein Wettbewerb. Und deine Agentur.
Wer weghört? Alle anderen.
Was macht den Inhalt einer guten Stellenanzeige aus?
Wenn ich mit Kunden spreche oder wenn es um unseren eigenen Rekrutierungsprozess für unsere Teams in der Kreation geht, dann geht es immer (also in jedem Unternehmen) um diese vier Fragen hier:
- Was macht den Job aus?
- Was ist denn der Job?
- Wen braucht ihr?
- Für was braucht ihr diese Person unbedingt?
Erst, wenn du diese Fragen beantworten kannst, kann es weitergehen. Ich lasse jetzt solche Fragen wie „Was kostet es?“ und „Wie lange dauert es?“ außer Acht. Im nächsten Schritt musst du harte Fakten sammeln. Die Frage darf nicht lauten: „Wie schreibe ich das?“, sondern „Was kommt alles in deine Stellenanzeige rein?“. Auch einfach:
Alle Infos, die für Bewerber*innen wichtig sind. Das heißt konkret: Nicht nur das, was man für den Job mitbringen muss oder was zusätzlich hilfreich sein könnte.
Das ewige Mantra lautet so:
- Beschreib die Aufgabe mit Hingabe
- Mach aus dem Lebenslauf ein Profil wie einen Einkaufszettel (z. B.: auch, wenn kein Studium nötig ist … schreib das da rein, öffne Türen, statt sie verschlossen zu lassen, dich dreimal im Kreis zu drehen und den Schlüssel wegzuschmeißen)
- Mach’s den Leuten leicht, mit dir zu reden
- Sei nahbar
- Biete alles an, was die Leute wirklich interessiert
Gerade zum letzten Punkt: Nur, weil etwas für dich in deinem Laden selbstverständlich erscheint, ist es nicht selbstverständlich. Es geht nicht ums Verkaufen. Es geht darum, dass man versteht, was du sagst.
Stellenanzeigen: Sorgfalt beim Inhalt ist Pflicht
Rein handwerklich gesehen brauchst du dann noch das hier:
- eine hervorragende Verschlagwortung im Haupttext (denn ich gehe mal davon aus, dass auch du fast nur noch alles online machst)
- Rechtschreibung, Fehlerfreiheit etc.: Absolute Sorgfalt muss sein, um mit einfachen Mitteln auf die Wertschätzung einzuzahlen
- einen guten Stil und eine Ansprache, die Bewerber*innen in den Mittelpunkt rückt
- null Dopplungen
Die Krönung ist, wenn du im Text die Kultur, den „Spirit“ deines Unternehmens vermitteln kannst – eben zu zeigen, wie man ticken muss, um mit euch voranzukommen. Hierbei geht es ebenfalls nicht ums Verkaufen, sondern um Transparenz.
Kür: Jetzt habe ich das alles gemacht – klappt das auch?
Die hohe Qualität des Inhalts deiner Stellenanzeige kann viel bewirken. Allerdings hat sie keinen Einfluss auf die Situation am Markt. Du wirst höchstwahrscheinlich auch eine Anzahl an Bewerbungen erhalten, die dir nicht zusagen. Jedoch filterst du durch einen ansprechenden, überlegten und fehlerfreien Inhalt schon hervorragend vor.
Wie so oft gilt: Probier es einfach aus, verfeinere das Gelernte – und wenn du irgendwann gar nicht mehr zu AIDA, DAGMAR, Flesch*, Kommunikationsmodellen, Keyword-Tools, „Zielgruppen“-Definitionen, Generationsanalysen und ähnlichen Konstrukten und Hilfsmitteln greifen musst, ist das noch besser.
* Dieser Text hier hat z. B. eine Lesbarkeit von 60. Das entspricht Texten aus der Berufsschule.
Kurzbiografie: Mike Heyden
- Hobbys: harte handgemachte Musik, Stadt-und-Land-Geschichten, das Schöne in der Natur entdecken
- Hintergrund: Ältere deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft (2008, CAU zu Kiel)
- Habitus: frei heraus, kreativ, stark im Konzipieren
Titelbild: © Privat
Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in einzelnen Fällen auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.
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