Jahresrückblick 2021: Diese Themen haben HR besonders beschäftigt (Teil 1)
Inhaltsverzeichnis
Weihnachten und Silvester stehen vor der Tür. Doch bevor 2021 sich endgültig dem Ende zuneigt, wollen wir es Revue passieren lassen.
Die Pandemie hat uns nach wie vor fest im Griff. Noch immer bzw. erneut schickt sie Mitarbeitende ins Homeoffice, wo es möglich ist, und verändert den Arbeitsalltag vieler Arbeitnehmender. Damit einhergehend ist die Digitalisierung vieler HR-Prozesse notwendig, so auch im On- und Offboarding: Wie etwa können neue Mitarbeitende trotz physischer Entfernung sozial und fachlich optimal integriert werden? Und wie kann der Abschied von ausscheidenden Mitarbeitenden wertschätzend und systematisch abgebildet werden? Aber auch der mentalen Gesundheit von Mitarbeitenden gebührt in der Pandemiezeit besondere Aufmerksamkeit. Nehmen wir die drei Themen also etwas genauer unter die Lupe.
Thema 1: Homeoffice
Homeoffice: Das wünschen sich Arbeitnehmende für die Zukunft
Die Corona-Pandemie zeigt sich auch im Jahr 2021 als Katalysator von Homeoffice. Während vor der Pandemie nur 4 % der Arbeitnehmenden im Homeoffice gearbeitet haben, erhöhte sich diese Zahl gemäß Statista mit Beginn der Pandemie drastisch und hält bis heute an. Einmal auf den Geschmack gekommen, möchten viele Beschäftige die Vorzüge von Homeoffice nicht mehr missen.
Eine Umfrage des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation belegt, dass über die Hälfte der Arbeitnehmenden auch nach der Krise gern mehrmals pro Woche von zu Hause aus tätig sein möchten. 70 % der Bewerbenden suchen außerdem gezielt nach Jobs, mit der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, wie eine Studie von Softgarden herausfand.
Um attraktiv für Bewerbende zu bleiben, ist eine Anpassung an die Erwartungen der KandidatInnen notwendig. Für Arbeitgeber bietet dies zugleich einen Vorteil, denn der Recruiting-Radius steigt und somit die Möglichkeit, passende Talente zu gewinnen. Unser Tipp an Arbeitgeber: Kommunizieren Sie Homeoffice-Möglichkeiten transparent auf Ihrer Karriere-Website, in Ihren Stellenanzeigen sowie auf Ihren Social-Media-Kanälen und bauen Sie hierdurch einen Wettbewerbsvorteil auf. Die Studie von Softgarden zeigt nämlich, dass dies bisher nur 23 % der Unternehmen tun.
Quelle: Softgarden | Umfrage: The New Era of Work. Teil 1: Future of Recruiting | 2021
Zwei Seiten der Medaille: Vorteile und Nachteile von Homeoffice
Avantgarde Experts hat im März 2021 1.000 Arbeitnehmende zu den Auswirkungen von Homeoffice befragt und herausgefunden, dass sich gespaltene Gefühle und innere Zerrissenheit bei vielen Mitarbeitenden bemerkbar machen. Auf der einen Seite steigen bei vielen die Konzentration und die Produktivität. Wegfallende Arbeitswege führen zu einem entspannten Start in den Tag. Auch die Mehrzeit für Familie und Hobbys wird genossen.
Auf der anderen Seite fehlt die soziale Interaktion mit KollegInnen. Viele geben an, dass sich Berufliches und Privates nur schwer trennen lassen und auch der Ablenkungsfaktor eine große Rolle spielt. Einen Lösungsansatz bietet hier ein flexibler Wechsel zwischen Homeoffice und Arbeit im Büro bzw. vergleichbaren Tätigkeiten. So bekommen die Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse auszuwählen. Das Beste aus beiden Welten kann optimal kombiniert werden.
Quelle: Avantgarde Experts | Homeoffice – Heimlicher Star oder stiller Verlierer? | März 2021
Hybrides Arbeiten: Wechsel zwischen Büro und Homeoffice
Mitarbeitende im Büro und Mitarbeitende zuhause: Der flexible Wechsel wird für viele Unternehmen eine neue Herausforderung darstellen. Wesentlich für ein gutes Gelingen sind hierbei die Technologie der zur Verfügung stehenden Arbeitsmittel, die Organisation der eigenen Arbeit und die Vertrauenskultur zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Den Beschäftigten muss auf der einen Seite eine gute technische Ausstattung geboten werden: Arbeitsmittel wie Laptops, Webcams, Headsets und Handys sind essenziell. Auf der anderen Seite muss der Arbeitgeber auch Vertrauen in die Eigenverantwortung, Selbstorganisationsfähigkeit, Motivation und Arbeitsleistung der Mitarbeitenden haben. Viele positive Erfahrungen haben bewiesen: Ihre Mitarbeitenden haben das Vertrauen verdient.
Thema 2: Onboarding & Offboarding
Gründe für On- und Offboarding
Willkommenheißen und Abschiednehmen. Erste und letzte Eindrücke bleiben im Gedächtnis haften und haben einen starken Einfluss auf unsere Wahrnehmung. Erfüllen oder übertreffen Sie in den ersten Wochen und Monaten die Erwartungen Ihrer neuen Mitarbeitenden und rufen Sie Begeisterung und Zufriedenheit hervor. Infolgedessen werden Ihre Mitarbeitenden frühzeitig an das Unternehmen gebunden und das Image Ihrer Arbeitgebermarke wird gestärkt. Genauso: Verabschieden Sie Ihre Mitarbeitenden organisiert und wertschätzend, damit sie mit einem guten Gefühl gehen und dies auch nach außen tragen.
Persönliche Eindrücke und Erfahrungen gehören zu den Faktoren, die darüber entscheiden, ob Ihre Mitarbeitenden zu Positiv-Multiplikatoren oder Negativ-Multiplikatoren werden. Sie beeinflussen, ob Ihre Arbeitgebermarke gestärkt oder geschwächt wird.
Nicht zu vergessen:
Jedes Unternehmen besitzt eine Arbeitgebermarke, ob es aktiv daran arbeitet oder nicht. Die Arbeitgebermarke ist – vereinfacht gesprochen – das Resultat aus Erfahrungen und Erwartungen von bestehenden, zukünftigen sowie ehemaligen Mitarbeitenden. Auch die gelebten Werte und die Unternehmenskultur sind wichtige Bestandteile der Arbeitgebermarke und der Identität als Arbeitgeber.
Übrigens: Nähere Informationen zum Onboarding finden Sie in unserem Blogbeitrag „Welche Rolle spielt das Onboarding für das Employer Branding?“
Homeoffice erfordert digitale On- und Offboardingprozesse
Während Homeoffice vor der Pandemie in einigen Unternehmen noch eher Seltenheitswert hatte, so wird es zunehmend zu einem festen Bestandteil der Arbeitswelt. Diese Veränderungen führen dazu, dass sich auch die Art und Weise ändern muss, wie Arbeitgeber ihre neuen Mitarbeitenden mit an Bord nehmen. „Die Personalabteilung muss die aktuellen Praktiken neu erfinden, um diese Situationen in einer digitalen Welt effektiv bewältigen zu können“, sagt Human Resources Today. Jedoch scheint dies noch nicht bei allen Arbeitgebern angekommen zu sein. So zeigt eine Studie von Haufe, dass 2020 nur 23 % digitale Tools zur Unterstützung des Onboardingprozesses einsetzen.
Doch gerade digitale Kommunikationstools und On- und Offboarding-Software bieten eine große Unterstützung bei der Einarbeitung und Verabschiedung von Mitarbeitenden. Kommunikationstools, z. B. Teams oder Slack, können helfen, persönliche Nähe auch digital zu vermitteln. So können neue Mitarbeitende schneller sozial integriert werden und fühlen sich wohl. Durch die Bereitstellung von Informationen auf einer Onboarding-Plattform können Fragen und Unsicherheiten der neuen Mitarbeitenden verringert werden.
Nach Arbeitsbeginn kann die Plattform etwa durch Einarbeitungspläne und E-Learning-Angebote dazu beitragen, die fachliche Integration effizienter zu gestalten. Eine Offboarding-Software unterstützt dabei, die administrativen Aspekte einer Trennung, in einem festgelegten Prozess zu organisieren und effektiv umzusetzen. Die eingesparte Zeit kann für die Begleitung und wertschätzende Verabschiedung des Mitarbeitenden eingesetzt werden.
Eine Onboarding-Software kann helfen …
- sich als Arbeitgeber mit einem systematischen Onboarding positiv vom Wettbewerb abzugrenzen.
- neuen Mitarbeitenden vor dem ersten Arbeitstag erste Einblicke in die Unternehmenskultur zu gewähren.
- neuen Mitarbeitenden das Team mittels individualisierter Steckbriefe und kleiner Videobotschaften vorzustellen – und das vor dem ersten Arbeitstag.
- Mitarbeitenden Erklärvideos, Gebrauchsanweisungen und E-Learning-Inhalte übersichtlich und jederzeit griffbereit anzubieten.
- durch Checklisten, definierten Workflows und Timelines neuen Mitarbeitenden den Einstieg zu erleichtern.
- Terminerinnerungen an Führungskräfte automatisch zu versenden und keine Feedbackgespräche mit neuen Mitarbeitenden zu versäumen.
- mittels hinterlegter Fragebögen qualitatives und quantitatives Feedback von neuen Mitarbeitenden einzuholen.
- Onboarding-Kennzahlen effektiver zu erheben und auszuwerten.
Eine Offboarding-Software kann helfen …
- mittels vorab definierter Workflows und Checklisten alle Abteilungen automatisch an ihre Aufgaben zu erinnern.
- über hinterlegte Fragebögen die Beweggründe für die Kündigung zu erfahren.
- Erinnerungen an die ausscheidenden Mitarbeitenden zu schicken mit Hinweisen auf abzugebendes Equipment.
- Abschiedsbotschaften von den Kollegen zu hinterlegen.
- Offboarding-Kennzahlen effektiver zu erheben und auszuwerten.
Thema 3: Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz
Aktuelle Situation der mentalen Gesundheit von Arbeitnehmenden
Die psychische Belastung vieler Menschen hat durch die Corona-Pandemie aufgrund vermehrter Isolation, wirtschaftlichen Turbulenzen und der allgemeinen Unsicherheit zugenommen. Zusätzlich sorgt die Entgrenzung der Arbeitswelt durch eine fortschreitende Digitalisierung für neue Herausforderungen bei Arbeitnehmenden. Ein Gefühl der ständigen Erreichbarkeit sowie ein hohes Maß an Selbstorganisation birgt die Gefahr, dass Mitarbeitende sich überfordert fühlen.
Aktuell gibt in Deutschland 1/3 der Bevölkerung eine Verschlechterung des eigenen psychischen Zustands an, wie eine Studie von AXA zeigt. Dennoch reagieren die Arbeitgeber auf die infolge der Corona-Pandemie und der Digitalisierung gestiegene Belastung kaum. Laut einer Studie von Indeed und dem Arbeitspsychologen Prof. Dr. Hannes Zacher sagen 63 % der Arbeitnehmenden aus, dass es für sie keine konkreten Angebote für den Erhalt der psychischen Gesundheit gäbe. Die Unternehmen scheinen zu vergessen, dass die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden nicht nur kurzfristig zu guter Leistung führt. Auch langfristig stellen diese eine wichtige Ressource in einer immer älter werdenden Gesellschaft dar.
Fünf gute Gründe in die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden zu investieren:
- Mentale Gesundheit steigert Leistung, Motivation, Produktivität und die Fähigkeit zur Stressbewältigung.
- Eine bessere Stressbewältigung führt zu geringeren Fehlerquoten und somit zur Verbesserung der Produkt-/Dienstleistungsqualität.
- Krankheitsfälle und Fehlzeiten können minimiert und Kosten eingespart werden.
- Engagement für die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden zahlt positiv auf das Arbeitgeberimage ein.
- Die Mitarbeiterbindung wird durch eine erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit und Identifikation mit dem Arbeitgeber gestärkt.
Vertrauenskultur als Grundlage
59 % der Arbeitnehmenden äußern, am Arbeitsplatz nicht offen über ihre psychischen Probleme und Erkrankungen reden zu können. Offenheit und Vertrauen scheinen hier Fremdwörter zu sein.
Unsere Tipps an Arbeitgeber:
- Schaffen Sie in Ihrem Unternehmen ein Klima, in dem man offen über psychische Probleme und Erkrankungen reden kann – ohne Angst vor Vorurteilen, Diskriminierung oder Jobverlust. Voraussetzungen hierfür sind Vertrauen, Toleranz und Fairness. Erst wenn diese Grundlagen gelegt sind, werden Ihre Mitarbeitenden sich Ihnen anvertrauen und Ihre Hilfsangebote annehmen. Kommunizieren Sie an Ihre Mitarbeitenden, dass Ihnen ihre mentale Gesundheit wichtig ist und lassen Sie Ihren Worten Taten folgen.
- Nutzen Sie Mitarbeiterbefragungen, um belastende Arbeitsfaktoren zu identifizieren. Nur so können Sie geeignete Maßnahmen entwickeln, um berufsbedingten psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Ein Tag Sonderurlaub für einen Mental-Health-Day gibt Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich bewusst mit ihrer mentalen Gesundheit auseinanderzusetzen. Schaffen Sie in Ihrem Unternehmen ein tieferes Verständnis durch Aufklärungsseminare und Coachings, beispielsweise zu den Themen Resilienz, Stressprävention und Achtsamkeit.
- Nutzen Sie Ihr Engagement auch für das Recruiting. Kommunizieren Sie auf Ihrer Karriere-Website und Ihren Social-Media-Kanälen, wie Sie die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden unterstützen. Lassen Sie Mitarbeitende zu Wort kommen und zeigen Sie, dass man in Ihrem Unternehmen offen über psychische Erkrankungen und Probleme reden kann.
- bidt | Digitalisierung durch Corona? Homeoffice im Mai 2021 | 2021
- Statista | Homeoffice und Mobiles Arbeiten | 2021
- Softgarden | Future of Recruiting | 2021
- Avantgarde Experts | Homeoffice – Heimlicher Star oder stiller Verlierer? | 2021
- Haufe | 4. Onboarding-Umfrage 2020: Onboarding im Wandel | 2020
- AXA | Mental Health Report | 2021
- Indeed | Umfrage Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz | 2021
- IGA | iga.Report 45: Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext | 2021
Der Achtsamkeitsgedanke – Was steckt dahinter?
Achtsamkeit bezeichnet die Fähigkeit von Menschen, ihre Aufmerksamkeit bewusst zu steuern und auf die Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks zu richten. Auch im Unternehmenskontext wird das Thema immer populärer. In zahlreichen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Achtsamkeit nicht nur das Stresserleben senkt, sondern auch u. a. das psychische Wohlbefinden, die Erholungsfähigkeit und die Selbstregulation verbessert. Effekte, die sich Arbeitgeber auch für ihre Mitarbeitenden wünschen.
Achtsamkeit ist jedoch nicht nur eine Übung, sondern viel mehr eine Art zu leben. Eine achtsame Haltung muss in die Unternehmenskultur als Ganzes integriert werden, um erfolgreich zu sein. Eine aktive Unterstützung durch die Geschäftsführung und durch Führungskräfte ist Voraussetzung. Hierzu gehört die authentische Kommunikation der Ziele des Achtsamkeitsgedankens, aber auch ein Vorleben im Arbeitsalltag.
Um Achtsamkeit gemeinsam zu erlernen und in den Unternehmensalltag zu integrieren, können verschiedene Maßnahmen angeboten werden. Beispielsweise Seminare, gemeinsame Trainings und Apps. Aber auch durch Angebote wie Meditationsräume und kurze bewusste Arbeitspausen kann der Gedanke der Achtsamkeit verinnerlicht und gemeinsam gelebt werden.
Was grundsätzlich gilt
Lässt sich im Grunde in wenigen Worten sagen 😊 Ob Homeoffice, hybrides Arbeiten, digitales On- und Offboarding oder vermehrtes Engagement für die mentale Gesundheit Ihrer Mitarbeitenden – stellen Sie sich diesen Herausforderungen. Ergreifen Sie die Chance, als Unternehmen gemeinsam mit Ihren Mitarbeitenden zu wachsen und neue Wege zu gehen. Das galt schon vor 2021 und wird nach 2021 an Bedeutung zunehmen.
PS: Ihnen fehlen hier noch einige Themen aus dem Jahr 2021? Uns auch! Deswegen folgt Anfang Januar noch ein zweiter Teil zum Jahresrückblick: von TikTok über Jobcasts und Green Recruiting bis zum Thema Diversity ist alles dabei. Kommen Sie gut ins neue Jahr und bis bald!
Die Studien im Überblick
Titelbild: Unsplash: © Theo Eilertsen Photography
Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in einzelnen Fällen auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.
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