Drei Tipps, damit Stellenanzeigen besser ankommen. Ein Interview mit Esther Labus
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Stellenanzeige ist nicht gleich Stellenanzeige. Das erkennen Sie schnell, wenn Sie diese vergleichen oder für Stellenausschreibungen verantwortlich sind. Es gibt Anzeigen, die sachlich verkünden, dass eine Position zu besetzen ist – weitestgehend emotionslos, schlimmstenfalls austauschbar.
Und es gibt Anzeigen, die mehr leisten. Denen es gelingt, eine Verbindung zu Kandidat*innen aufzubauen. Die im Kopf bleiben. Die Lust auf mehr, vielleicht sogar einen Jobwechsel, machen. Damit kennt sich Esther Labus als stellvertretende Leiterin Text bestens aus. Im Interview verrät sie uns drei zentrale Tipps, wie Stellenanzeigen besser ankommen und wie sich diese im Wettbewerb durchsetzen.
Was macht attraktive Stellenanzeigen aus?
Liebe Esther, du berätst täglich Kund*innen zu ihrer Arbeitgeberkommunikation. Was bedeutet das hinsichtlich deiner Aufgaben und Tätigkeiten? Wie unterstützt du Kund*innen ganz konkret?
In der Regel tauschen wir uns direkt mit unseren Kund*innen aus, um ihre Wünsche und Bedarfe zu ermitteln, bevor wir mit dem Texten starten. Im Zuge dessen fragen wir für uns wichtige Details ab und liefern oft auch Impulse und Ideen, die das Personalmarketing und Employer Branding von Unternehmen noch erfolgreicher machen können. Denn wir streben natürlich einen einheitlichen Arbeitgeberauftritt für unsere Kund*innen an, durch den sich ein roter Faden zieht.
Lass uns heute gerne den Fokus auf Stellenanzeigen legen. Ein Blick in die Jobbörsen sowie Stellenmärkte zeigt, dass es durchaus sehr gute, aber eben auch weiterhin weniger ansprechende Stellenausschreibungen gibt. Vielleicht kannst du uns drei wesentliche Merkmale nennen, die eine gute von einer schlechten Stellenanzeige unterscheiden?
Oft ist die Stellenausschreibung der erste Kontakt zwischen Arbeitgeber und Bewerber*in – je persönlicher sie verfasst ist, desto greifbarer sind Job und Arbeitgeber für Interessierte. Desto mehr fühlen sie sich abgeholt.
Ebenso wichtig ist der klare Bewerber*innennutzen: Warum brauchen wir als Arbeitgeber dich in deiner Position? Weshalb bist du so wichtig für das Unternehmen? So „klein“ das Zahnrad auch sein mag, es hält die ganze Maschine mit am Laufen – genauso ist es auch beim Job.
Und last, but not least: SEO und Keywords. Arbeitgeber können sich noch so viel Mühe mit tollen Stellenanzeigen geben, wenn sie keine passende Verschlagwortung enthalten, findet sie niemand.
Tipp 1: Stellenanzeigen persönlich formulieren.
Was steckt genau dahinter: Wann wirkt eine Stellenanzeige persönlich bzw. unpersönlich? Welche Auswirkungen hat das auf potenzielle Bewerbende?
Als Bewerber*in möchte ich erfassen können, wie ein Unternehmen tickt, ob ich ins Team passe und ob der Job zu mir passt. Wir müssen immer davon ausgehen, dass Bewerber*innen sich nicht nur auf eine Stellenanzeige bewerben.
Nehmen wir an, es gibt drei passende Vakanzen zur Auswahl. Zwei davon entsprechen unseren Kriterien, sind sprachlich durchdacht und bringen die jeweilige Arbeitgeberkultur zum Ausdruck, während die Dritte nur fachliche Stichpunkte auflistet. Da ist es absolut denk- und nachvollziehbar, dass das Interesse der Kandidat*innen eher auf die beiden Ersten gelenkt wird.
Wie kann eine Stellenanzeige bewusst persönlicher und ansprechender formuliert werden?
Arbeitgeber können sich u. a. mit diesen Fragen befassen:
- Greife ich mit meinem Wording die interne Atmosphäre und Tonalität auf?
- Wird geduzt oder gesiezt?
- Heiße ich Interessierte sprachlich willkommen, was für Emotionen erzeugt meine Anzeige?
- Was ist mir als Arbeitgeber besonders wichtig – sowohl fachlich als auch persönlich?
Interessierte sollen den Spirit deines Unternehmens im Idealfall durch deinen Text auffangen, es muss Nähe geschaffen werden.
Tipp 2: Den Bewerbernutzen herausstellen.
Du hast von einem hohen Nutzen für Bewerbende gesprochen. Was meint das? Inwiefern kann dies in einer Stellenanzeige zum Ausdruck kommen?
Es ist wichtig, dass Arbeitgeber auch mal einen Perspektivenwechsel vornehmen – weg von sich selbst, hin zur Sicht der Interessierten. Natürlich müssen wichtige Infos wie Aufgaben, Anforderungen etc. genannt werden, aber generell geht es ja darum, Interessierte zu Bewerbenden zu machen.
Was ist am Arbeitgeber oder der Stelle attraktiv für Bewerbende? Was macht die Stelle so wichtig? Hier kann man geschickt mit passenden Formulierungen spielen: „Gemeinsam gestalten wir…“, „Wir setzen auf Ihre Unterstützung…“, „Du treibst… voran“, „Mit deinem Know-how und deiner Weitsicht erreichen wir…“.
Warum konzentrieren sich viele Stellenanzeigen hauptsächlich auf die Anforderungen und Aufgaben? Wie kann auch hier der Nutzen für Bewerbende berücksichtigt werden?
Ich vermute, dass viele Arbeitgeber ihren Fokus zu sehr auf den eigenen Bedarf legen. Dabei geht es in der Stellenanzeige eben nicht nur darum, Informationen rasch zu vermitteln – denn wir möchten uns im Job wertgeschätzt, angenommen und willkommen fühlen. Wir möchten mit unseren Talenten aktiv zu etwas beitragen.
Sehe ich als Bewerberin, dass ein Arbeitgeber sich mit seinen Stellenanzeigen und seinem Außenauftritt Mühe gibt, übertrage ich das häufig auf den Job. Dem Arbeitgeber ist offenbar wichtig, dass Bewerber*innen sein Auftritt gefällt und sie sich dadurch abgeholt fühlen, also investiert er Zeit und Mühe. Genau das wünschen wir uns doch für unsere Jobs auch.
Tipp 3: Mit der Stellenanzeige sichtbar und auffindbar werden.
Die richtige Auswahl und Verwendung von Keywords in Stellenanzeigen sind entscheidend. Erkläre uns doch gerne kurz, warum das so ist. Was bewirken Keywords?
Wie schon angemerkt, ist die richtige Verschlagwortung bei Onlinetexten das A und O. Der schönste Text kann nicht gut performen, wenn ihn niemand findet. Baut man die passenden Keywords in eine Stellenanzeige ein, gewinnt man die Aufmerksamkeit der Suchenden. Natürlich darf ein Text nicht überladen sein – hier ist die Balance zwischen Infovermittlung, Verschlagwortung und sprachlicher Finesse ausschlaggebend.
Was sind Anhaltspunkte oder Hilfestellungen, um die passenden Keywords zu finden?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Herangehensweisen, um passende Keywords ausfindig zu machen. Sei es über eine kleine Wettbewerbsanalyse oder Tools, die auf Keyword-Recherche spezialisiert sind.
Ich kann dazu den Blogbeitrag SEO für Stellenanzeigen meines Kollegen Ole Arntz wärmstens empfehlen. Hier wird auf den Punkt gebracht, was SEO eigentlich ist, wie ich die passenden Schlüsselwörter für mein Thema finde und welche Tipps und Tricks es gibt.
Liebe Esther, zugegeben: Wir könnten uns noch über viele weitere Aspekte von guten Stellenanzeigen unterhalten. Das Thema wird uns hier im Blog immer wieder begleiten. Du hast aber auch im Rahmen der heroes-Experts-Webinare wertvolle Insights geteilt, u. a. zu diskriminierungsfreien Stellenanzeigen.
Wer reinschnuppern mag, findet in der heroes-Mediathek einen guten Überblick. Und natürlich verfügt auch unsere WESTPRESS-Mediathek über viele Praxistipps und Denkanstöße, die Sie jederzeit kostenfrei downloaden können.
Wir sagen an dieser Stelle: Vielen Dank, Esther!
Titelbild: © WESTPRESS
Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in einzelnen Fällen auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.
Interviewpartnerin: Tina Schwarze
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