1. Juni 2023 Keine Kommentare

Ein Gedankengang: Asymmetrie im kreativen Personalmarketing

Ein Gedankengang, der für Personaler*innen und Kreative gleichermaßen interessant sein kann: zur Relevanz von Asymmetrie im kreativen Personalmarketing. Zugegeben, ein etwas sperriges Thema. Aber eines, das zu weiteren Überlegungen rund um kreative Maßnahmen und zum engeren Schulterschluss mit Employer-Branding-Verantwortlichen führen könnte.

    Asymmetrie im kreativen Personalmarketing

    Doch der Reihe nach, um sich einem komplexen Thema zu widmen.

    Wir alle kennen Schach, das oftmals als Metapher für Strategie par excellence steht. Für Komplexität, „kluge Züge“, Vorausschau, Zuvorkommen etc. pp. Dabei ist es einfach nur symmetrisch. Genau wie viele andere weltbekannte Spiele, die ohne Würfel (= Glück) auskommen.

    Die Krux: Damit es ein Genuss ist, müssen die Beteiligten (ziemlich) ebenbürtig sein.

    Kurzer Brückenschlag zu Künstlicher Intelligenz, die (aus meiner Sicht zu Recht) in aller Munde ist: Nicht ohne Grund findet die Mehrheit von Probanden die durchschnittliche Norm ansprechender. Diese wiederum daraus resultierende Norm ist asymmetrisch. Glattgebügelte, perfekt gestaltete Gesichter, Körper, Bildwelten, „schön ordentlich“, bleiben einfach „künstlich“ – wenn man dieses Adjektiv im vorherrschen Sprachgebrauch nutzen will.

    Perfektion ist unerreichbar

    Mit anderen Worten, Perfektion ist nicht erstrebenswert, Realität ist die Devise. Ein Prinzip, dass wir rund um Themen zur Arbeitgebermarke aus dem Umfeld des Employer Brandings kennen.

    Das Erscheinungsbild von uns allen ist asymmetrisch, nicht perfekt aufeinander abgestimmt. „Wie geboren, so gewachsen.“ Das liegt in der Natur der Sache. Asymmetrie ist ungemein spannend und reißt mit in tiefe Gefilde der Existenz, sofern man Lust hat, sich damit so richtig auseinanderzusetzen – vorrangig auch im kreativen Aspekt des Personalmarketings, denn in diesen Grenzen bewegen wir uns.

    Warum auf Asymmetrie als Prinzip setzen?

    Wenn wir dieses also wissen: Dann gilt es, das auch zu nutzen. Asymmetrie geht stark einher mit bewusster Darstellung, mit Authentizität, mit dem Auftritt eines Unternehmens, mit der Arbeitgebermarke. Und mit der Stärke der Heterogenität, aus der überzeugende Ideen entwachsen können.

    Asymmetrie schöpft aus dem Umstand, Vorteile durch das vermeintlich Unvollkommene zu nutzen. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Goldene Schnitt. Wir alle kennen es und nutzen dieses Mittel, ob bewusst oder unbewusst, wenn wir auf den Auslöser drücken, um ein Foto zu knipsen.

    Transferiert bedeutet dies, das Unvollkommene im kreativen Personalmarketing bewusst einzusetzen. Zu zeigen, für was und für welchen Sinn man steht. Zu zeigen, was sich hinter einem Namen verbirgt.

    Kreatives Personalmarketing muss agieren statt zu reagieren. Ein Ziel dabei ist symmetrische Kommunikation.

    Das Ziel ist symmetrische Kommunikation

    Durch das bewusste Nutzen asymmetrischer Ansätze im kreativen Personalmarketing kann man eines schaffen: symmetrische Kommunikation.

    Kurzum, dass auf Augenhöhe miteinander kommuniziert wird – zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, wo kommunikative Grenzen bestehen. Ob unausgesprochen oder aus Erfahrung gezogen, das ist gleich. Es gilt vielmehr, sich anzunähern, also symmetrische Kommunikation anzustreben. Und das ist ein hehres Ziel, das es langfristig zu erreichen gilt.

    Vermeintlich chaotische Prinzipien kreativ zu nutzen braucht zuweilen die konsequente Auseinandersetzung mit Themen, die nur auf den ersten Blick geordnet aussehen. Das gilt mehr denn je im kreativen Personalmarketing, das agieren muss, statt weiterhin bloß zu reagieren. Ein Ziel dabei ist symmetrische Kommunikation.

    Doch aufgemerkt:

    • Wo Kommunikation draufklebt, kommt es auf beide Seiten an.
    • Kreatives Personalmarketing kann somit Denkanstöße geben, in die richtige Richtung pushen, den Ball im richtigen Moment abgeben.
    • Ab da müssen potenzielle Kandidat*innen, bestehende Mitarbeitende und Unternehmen als Korpus das Spiel strategisch wie operativ gemeinsam vorantreiben.

    Hier schließt sich der Kreis zum Schach – das denjenigen am meisten Genuss bringt, wenn sie ebenbürtig sind.

    Als spielerischen Ansatz für „try, fail, try again“ (einem Prinzip, aus dem oftmals kreatives Schaffen zu Höchstform aufläuft – aber das nicht stets und ständig erstrebenswert ist und in unserem Fall rein gar nichts mit einem zu oft falsch zitierten Samuel Beckett zu tun hat) empfehle ich deshalb zu guter Letzt: Hnefatafl spielen.

    Ein Zungenbrecher für manche – und aus meiner Sicht viel spannender als symmetrisch angelegtes Schach.



    Titelbild: © Privat

    Hinweis: Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in einzelnen Fällen auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.



    Mike Heyden

    ist Kreativer bei WESTPRESS. Der Wahl-Westfale hat sein Handwerk als Texter von der Pike auf gelernt. Im Blog schreibt er vor allem zu den Themen Personalmarketing und Employer Branding.