3. Juni 2021 Keine Kommentare

Hat der Mittelstand als Arbeitgeber an Attraktivität verloren?

Der deutsche Mittelstand gilt als Innovations-, Technologie- und Wirtschaftsmotor und vor der Pandemie ebenso als attraktiver Arbeitgeber. Doch diese verschlechtert offenbar das Arbeitgeberimage von kleineren und mittelständischen Unternehmen (KMU), wie eine Befragung unter Studierenden und berufserfahrenen KandidatInnen herausfand. Bei SchülerInnen können sie hingegen weiterhin punkten. Auch der Öffentliche Dienst hat an Arbeitgeberattraktivität zugelegt. Mit welchen Mitteln können KMU ihr Image verbessern?

    Während der Pandemie haben kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) sowie Familienunternehmen als Arbeitgeber an Anziehungskraft verloren. Großunternehmen und Konzerne stehen nunmehr in der Gunst der meisten Befragten. Das zeigt der Corona HR Monitor des Trendence-Instituts.

    Fast jede / jeder Dritte der insgesamt 2.000 Umfrageteilnehmenden hat im Zeitraum der Pandemie die Arbeitgeberpräferenz geändert: Dazu zählen 39 % der Berufserfahrenen, 34 % der Studierenden und 30 % der nichtakademischen Fachkräfte.

    Jobsicherheit als entscheidendes Attraktivitätsmerkmal

    Die Krise zieht Konsequenzen nach sich. Arbeit wird anders wahrgenommen: Wertvorstellungen haben sich gewandelt, Prioritäten werden neu justiert. Zur Sorge um die Gesundheit kommen Unsicher- sowie Ungewissheiten zur wirtschaftlichen Lage der Arbeitgeber und damit einhergehend zur persönlichen finanziellen Situation.

    Klar, dass das Bedürfnis nach (Job-)Sicherheit und Stabilität zunimmt. Und diese versprechen sich Studierende und Berufserfahrene derzeit vor allem von Konzernen. Sie zählen in Krisenzeiten zu den reizvolleren Arbeitgebern.

    KMU und öffentlicher Dienst als Arbeitgeber bei SchülerInnen beliebter

    Und doch kann der Mittelstand punkten und zwar bei SchülerInnen. Insgesamt würde sich jede/jeder Fünfte der jungen Talente derzeit bei kleineren und mittelständischen Unternehmen bewerben. Das ist ein leichter Anstieg um 7 % im Vergleich zum Wert vom Juni 2020.

    Hatte der Öffentliche Dienst einst ein angestaubtes Image, ist er heute beliebter denn je. 45 % der befragten SchülerInnen finden ihn als Arbeitgeber sehr attraktiv. Starke Argumente für die Tätigkeit im Staatsdienst dürften auch in diesem Fall die (Krisen-)Sicherheit und eine gute Beschäftigungsperspektive sein.

    Mittelstand: Attraktivität steigern, Image verbessern

    Wie können KMU nun aber wieder aufholen und an ihrem Image arbeiten? Dafür dürften vor allem drei Faktoren ausschlaggebend sein:

    1. Kontinuierliche Kommunikation
    2. Gegenseitiges Vertrauen
    3. Fortschritt in der Digitalisierung

    Kontinuierliche Kommunikation gibt Sicherheit

    Eine gute Kommunikation ist das A und O für Unternehmen – intern wie extern. Das galt zwar schon vor der Krise, hat sich jedoch zweifelsohne noch mal verstärkt. Mehr Unsicherheiten führen zu einem höheren Bedarf an Kommunikation und Transparenz.

    Es braucht klare Aussagen, beispielsweise zu diesen Fragen:

    • Wie ist das Unternehmen aufgestellt?
    • Wie verhält es sich in Zeiten der Pandemie?
    • Für welche Werte steht das Unternehmen (weiterhin) ein?
    • Wird rekrutiert und wie wird rekrutiert?
    • Welche Sicherheits- und Schutzmaßnahmen gibt es für Mitarbeitende und Bewerbende?
    • Wie sieht die Beschäftigungsperspektive aus?

    Das Gute ist, dass Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten haben, ihre Informationen und Botschaften zu platzieren. Z. B. via

    • Mitarbeiter- und Teamgesprächen
    • Intranet
    • Karriere-Website
    • Social Media
    • Stellenanzeigen

    Fakt ist: Corona ist eine Bewährungsprobe für Arbeitgeber und Arbeitgebermarken. Mit einer guten Kommunikation schaffen Sie Gewiss- und Sicherheit. Daher gehört sie in Krisenzeiten zum Pflichtprogramm. Schließlich tragen Arbeitgeber eine große Verantwortung für die Menschen, die ihr Unternehmen stark und leistungsfähig machen.

    Vertrauen als Basis des Miteinanders

    Die letzten Monate haben gezeigt: Vertrauen und Bereitschaft zu fordern, bedeutet, Vertrauen und Bereitschaft zu zeigen. Allein auf das Verständnis der Mitarbeitenden und Bewerbenden, ihre Solidarität und ihr Durchhaltevermögen zu hoffen, genügt nicht. Sie müssen sich auf einen Arbeitgeber verlassen können. Zum Beispiel, indem er die Rahmenbedingungen für gute Arbeit ermöglicht beziehungsweise aufrechterhält. Ein Versprechen, das viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden einst gegeben haben.

    In Zeiten, die Einbußen bedeuten und Kurzarbeit erfordern, ist das natürlich alles andere als einfach. Ohne Mitarbeitende, die gemeinsam mit ihren Arbeitgebern an einem Strang ziehen und aus Loyalität handeln, werden die Auswirkungen der Krise gewiss noch ganz andere sein.

    Unternehmen, deren Arbeitgebermarken die Bewährungsprobe gut meistern, werden die Bindung zu ihren Mitarbeitenden deutlich intensivieren können. Und genau jene können zu den stärksten Fürsprechern und besten Markenbotschaftern werden.

    In Verbindung bleiben: Digitales Recruiting und Onboarding

    Während der Pandemie haben digitale Lösungen Brücken gebaut. Die räumliche Distanz hat virtuelle Kommunikation und Zusammenarbeit gefördert und erfordert. Nicht nur innerhalb eines Unternehmens, sondern ebenso mit externen Kontakten inklusive Bewerbenden. Sei es in Form von Kommunikationstools für Sprachchats und Videokonferenzen sowie Projektmanagement-Software– ohne digitale Unterstützung sind gewisse Prozesse und kollaborative Arbeit aktuell kaum denk- und realisierbar.

    Waren vor der Pandemie digitale Auswahlgespräche und Bewerbungsverfahren für etliche Unternehmen noch eher ungewöhnlich, werden sie heute nach und nach zur gängigen Praxis. Mehr noch: Eine digital gestützte Personalgewinnung kann sich äußerst positiv auf die Candidate Journey und damit einhergehend auf das Arbeitgeberimage auswirken. KandidatInnen bevorzugen eine schnelle und einfache Bewerbungsmöglichkeit, Transparenz im Vorgehen, eine individuelle Ansprache und schnelles Feedback.

    Recruiting-Tools, z. B. Bewerbermanagementsysteme, können hier ideal unterstützen. Sie kommen sowohl Bewerbenden als auch Personalverantwortlichen entgegen:

    • Via Online-Formular, das für KandidatInnen eine vereinfachte Bewerbung begünstigt, erhält das Unternehmen bereits strukturierte Bewerberdaten. Diese sind sodann zentral und datenschutzkonform verfüg- sowie abrufbar.
    • RecruiterInnen sowie Verantwortliche aus den Fachabteilungen können systemgestützt jeweils den Status quo einer Vakanz prüfen und sich zielführend dazu austauschen. Das sorgt für einen besseren Überblick, vereinfacht administrative Tätigkeiten und ermöglicht schnellere Entscheidungen.
    • Stellenanzeigen lassen sich in wenigen Klicks, kosteneffizient, AGG-konform und zielgruppengerecht veröffentlichen. Potenzielle KandidatInnen erhalten ansprechende, mobiloptimierte Jobangebote, die Sie als attraktiven Arbeitgeber repräsentieren (Stichwort: Multiposting).
    • Auch im Onboarding können digitale Lösungen wie Bewerbermanagementsysteme erfolgreich unterstützen, z. B. durch Planung der Einarbeitungsphase, Dokumentenaustausch und der Bereitstellung von Informationsinhalten.

    Fazit: KMU sollten Chancen nicht verpassen

    Es mag sein, dass KMU bei einigen Zielgruppen an Anziehungskraft verloren haben. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, das Arbeitgeberimage zu verbessern. Die drei genannten Faktoren zählen sicher zu den wesentlichen, um

    • als attraktiver Arbeitgeber präsent zu sein
    • Unsicherheiten zu nehmen
    • Recruiting nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu optimieren.

    Im Mittelstand schlummern viele Argumente, mit denen sich Talente begeistern lassen. Die Herausforderung besteht darin, diese sichtbar zu machen.



    Inwiefern Employer Branding dazu beitragen kann, Aufmerksamkeit bzw. ein gewisses Grundrauschen für sich als Arbeitgeber zu erzeugen, lesen Sie im Experteninterview mit Marcus Merheim (DEBA) und Annika Bollen (WESTPRESS).



    Titelbild: Unsplash: © Jamie Street

    Hinweis: Obgleich in diesem Beitrag nicht immer geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet werden bzw. Schreibweisen, die die Gleichstellung der Geschlechter zum Ausdruck bringen, sind natürlich Männer und Frauen sowie Intersexuelle gleichermaßen gemeint.

    Tina Schwarze

    ist Ihre Ansprechpartnerin für alle Anfragen rund ums Thema Content. Im Blog schreibt sie vorwiegend zu den Themen Personalmarketing und Employer Branding.